Bhikkhu Āyu Kusala Ānanda
Aus dem Tschechischen übersetzt von Sāmanera Tīraņakusala.
Buddha lehrte viele Kombinationen von
Meditationsvorgehen je nach dem, welche persönlichen Voraussetzungen und
welchen Fortschritt er bei seinen Schülern gesehen hat. Die vierzig
traditionell unterschiedenen buddhistische Meditationsarten werden nach
verschiedenen Kriterien eingesetzt (siehe dazu das Unterkapitel über
Meditationsgegenstände in Mirko Frýba: Anleitung zum Glücklichsein – Die
Psychologie des Abhidhamma, Bauer Verlag, Freiburg 1987). In einer modernen
Vereinfachung werden heutzutage einzelne buddhistische Meditationstechniken zu
günstigen Preisen angeboten, wobei der Sinn der ganzen emanzipatorischen Lehre
des Buddha, von ihm Dhamma genannt, den Massen von Konsumenten dabei meistens
entgeht.
Dhamma als der
methodische Weg des heilsam geschickten (kusala) Lebens (āyu)
enthält nicht nur Meditationsanweisungen, sondern auch Muster oder Matrizen (mātika)
für das Benützen der Ergebnisse fortgeschrittener Meditation bei der
alltäglichen Lebensmeisterung. Bevor wir uns hier der dreifachen Einteilung von
Zielen fortgeschrittener Meditation widmen, wie sie von Buddha vorgenommen ist
(siehe Anguttara–Nikāya, Tikanipāta), sollen wir uns im Klaren
darüber seien, dass Unterschiede zwischen einem Allgemeinangebot der Meditation
in Kursen und der geschickten Meditationsanwendung bestehen. Eine Meditation,
die dem Einüben der Methode dient, ist nicht dasselbe wie die Meditation, in
der man die Ergebnisse der Übung geniest.
Im gegenwärtigen
Angebot buddhistischer Meditationskurse finden wir allerlei Mischungen von
Imaginationen und hypnotischen Suggestionen, wie auch Singen von Texten und
Murmeln von Formeln, sogenannt spirituell sinnliche Massage, oder aber harte
Vorgehensweisen asketischer Selbstquälerei, dynamisches Meditieren und sakrale
Tänze — und dies alles, leider Gottes, finden wir auch im Angebot von Gurus,
die im buddhistischen Kleid auftreten. Dies alles hat gewiss weder mit
fortgeschrittener Meditation noch mit ihrem Einnüben zu tun — soweit wir uns
nach dem ursprünglichsten Buddhismus der nüchternen Theravādaschule orientieren.
Da gibt es selbstverständlich auch seriöse Angebote von Einführungskursen, in
welchen man vor allem die Atmungsachtsamkeit (ānāpāna–sati),
das achtsame Gehen (cankamana) und die Gütestrahlung (mettā–bhāvanā)
als grundlegende Techniken der Ruhe– (samatha–) und der
Einsicht–Meditation (vipassanā–bhāvanā) lehrt.
Einige
international verbreitete Meditationsschulen berufen sich auf weltbekannte
Lehrer und ihre Methoden. Nennen wir mindesten die zwei bekanntesten
amerikanischen Pioniere auf diesem Gebiet: Joseph Goldstein, der die Methoden
von Burmesen Mahasi Sayadaw und Pandita Sayadaw anbietet, und Jack Kornfield,
der als der beste Lehrer der thailändischen Schule von Achaan Chaa gilt. In der
ganzen Welt gründet Meditationszentren der indische Kaufmann Satyanarayan
Goenka, der eine Meditationstechnik lehrt, die ihm der burmesische Laienlehrer
U Ba Khin beigebracht hat. Die australisch–deutsche Nonne Ayya Khema hat
in Europa die Methode des Thera Ñānarāma von Sri Lanka bekannt
gemacht. Praktisch alle übrigen Angebote von Theravādameditation in Europa
können auf diese erwähnten Meditationsschulen zurückgeführt werden, welche in
großen Gruppen für Anfänger bestimmt sind. An diesen Massenkursen in berühmten
Meditationszentren vor allem in Amerika und Asien, nehmen auch viele Mönche aus
allen, nicht nur westlichen, Ländern teil.
Eine Instruktion
für die fortgeschrittene Meditation kann man allerdings nicht in einem
Massenkurs bekommen, sondern nur individuell oder in einer kleinen Gruppe,
welche die, in einer vom Meditierenden perfekt verstandenen Sprache geführte,
individuell persönliche Betreuung möglich macht. Und dies kann darüber hinaus
praktisch nur in zeitlich nicht begrenzten Perioden im klösterlichen Milieu
stattfinden, wie man es heute kaum irgendwo in Europa findet. Der Zweck dieses
kurzen Artikels ist es, einen Abriss des begrifflichen Rahmens oder die Matrize
(mātika nach Buddha) für die Weiterbildung von Meditationslehrern
und Führung von fortgeschrittenen Meditierenden in der Tradition Āyukusala
darzustellen.
Was alles zu der
fortgeschrittenen Meditation gehört, zählt Buddha in zwei Lehrreden der Anguttara–Nikāya
(Tikanipāta, PTS I, 253–258) auf und betont am Schluss, dass man sich
beim Einüben der Methode von Zeit zu Zeit über drei Bilder (nimitta)
Klarheit verschaffen muss; nämlich darüber im Bilde sein, wie die Sammlung (samādhi–nimitta),
die Anstrengung (paggāha–nimitta) und die Ausgeglichenheit (upekkhā–nimitta)
jeweils aussehen. Wie diese drei Vorgehen ganz konkret gemacht werden, steht
anhand der Beispiele zu vorbereitenden Übungen der Güte–Strahlung (Kapitel über
die Strategien der Solidarität) im bereits erwähnten Buch von Mirko
Frýba: Anleitung zum Glücklichsein. Nun die Übung zum Entfalten der Güte
(mettā–bhāvanā) ist eine Sache und das Genießen der
Vertiefung in Güte (mettā–jhāna) ist eine andere Sache, wie
man in der Āyukusala Tradition bereits während der intensiven vier– oder
sechswöchigen Retreats für mäßig Fortgeschrittene erfährt.
Hier geht es uns
aber um die ganz Fortgeschrittenen, die während fünf, sieben oder zehn Jahren
entweder als Mönche oder als regelmäßig meditierende Laien täglich einige
Stunden gesessen sind und jährlich ein oder zwei Intensivretreats mitgemacht
haben. Für solche Menschen hat Buddha (ebenfals in der Tikanipāta, PTS I, 180–185) die Unterscheidung von dreierlei Zielen oder Erreichungen gemacht. Die
Übungswege zu diesen Erreichungen beschreibt ganz konkret das Buch Anleitung
zum Glücklichsein als Strategien der Extasse, Strategien der Solidarität
und Strategien der Macht. Weitere Unterlagentexte Prinzipien der
Retreatgestaltung, Schritte des Einübens von Jhāna und Satipatthāna–Vipassanā
Testament.
Geben wir aber
über die drei Erreichungen fortgeschrittener Meditation — hier wenigstens
auszugsweise — dem Buddha selber das Wort (Übersetzung von Bhikkhu
Nyānatiloka):
Welche drei?
Das himmlisch–erhabene, vornehme Ruhelager, das göttlich–erhabene, vornehme
Ruhelager und das heilig–erhabene, vornehme Ruhelager. Diese drei erhabenen,
vornehmen Ruhelager erlange ich jetzt ganz nach Wunsch, ohne Mühe, ohne
Schwierigkeit.
… nach
Rückkehr vom Almosengang, begebe ich mich in den Wald. Was sich dort gerade an
Gräsern oder Laub vorfindet, das trage ich an einen Platz zusammen und setze
mich nieder. Und mit untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet
und die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, gewinne ich, ganz abgeschieden
von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit
Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von
Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung und verweile in ihr. Nach
Stillung von Gedankenfassen und Überlegen gewinne ich … zweite Vertiefung …
dritte Vertiefung … in der völligen Reinheit von Gleichmut und Achtsamkeit
bestehende vierte Vertiefung und verweile in ihr.
… Das ist
jenes himmlisch–erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch
erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.
… nach
Rückkehr vom Almosengang, begebe ich mich in den Wald. … den Körper gerade
aufgerichtet und die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, durchdringe ich
mit einem von Güte — von Mitleid — von Mitfreude — von Gleichmut erfüllten
Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte. So
durchdringe ich oben, unten, quer inmitten, allerwärts, in allem mich
wiedererkennend, die ganze Welt…
… Das ist
jenes göttlich–erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch
erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit.
… nach
Rückkehr vom Almosengang, begebe ich mich in den Wald. … den Körper gerade
aufgerichtet und die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig haltend, weiß ich also:
Erloschen ist in mir die Gier, erloschen der Haß, erloschen die Verblendung,
entwurzelt … vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen.
… Das ist jenes heilig–erhabene, vornehme Ruhelager, das ich jetzt ganz nach Wunsch erlange, ohne Mühe, ohne Schwierigkeit. (Anguttara–Nikāya, Tikanipāta, PTS I, 181–184)
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